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Die Unternehmenskrise – Anzeichen frühzeitig erkennen!

Teil 3: Krisenanzeichen identifizieren

Krisenanzeichen beim Absatzmarkt

Nachdem wir bereits auf die verschiedenen Phasen und Ursachen einer Unternehmenskrise eingegangen sind, möchten wir Sie im Folgenden für die Anzeichen für eine (beginnende) Unternehmenskrise sensibilisieren. Das soll Ihnen die Möglichkeit geben, frühzeitig mit geeigneten Maßnahmen einer negativen Entwicklung gegenzusteuern.

Wo in der Wertschöpfungskette können sich Krisenanzeichen zeigen?

Krisenanzeichen im Vertrieb:

Auftragseingänge sinken, Marktanteile gehen verloren. In der Folge sinkt der Umsatz. Häufig nehmen Reklamationen zu, was auf Qualitätsprobleme und damit auf Defizite in einzelnen Unternehmensbereichen (z.B. Produktion, Logistik) hinweist. Das kann in der Folge zu schwierigen Preisverhandlungen mit den Abnehmern oder auch die Abwanderung von Kunden zu einem Wettbewerber führen. Ein klares Krisenanzeichen ist ein nachhaltiger Rückgang bei den Auftragseingängen. Schon nicht mehr übersehbar sind die Anzeichen dann, wenn bereits erteilte Aufträge storniert und zu Wettbewerbern verlagert werden. Statt Bestandkunden abzusichern, setzen viele Unternehmer in einer solchen Situation lieber auf verstärkte Akquisitionsaktivitäten zur Gewinnung von Neukunden, die fehlende Umsätze der Bestandskunden kompensieren sollen. Hierbei berücksichtigen die Unternehmer allerdings nicht, dass die Gewinnung von Neukunden ungleich schwieriger ist als die Pflege und Bindung von Bestandskunden. Nach einiger Zeit realisiert der Unternehmer vielfach, dass sich die Hoffnung auf Neukunden bei weitem nicht erfüllt hat.

Anzeichen in der Produktion beziehungsweise der Leistungserbringung

Der leistungswirtschaftliche Bereich ist eng mit dem Absatzmarkt verbunden. Dies zeigt sich im negativen Sinne zum Beispiel, wenn Bestandskunden abwandern, weil vereinbarte Qualitätsstandards und Termine aufgrund von Problemen im Fertigungsprozess nicht (mehr) vom Unternehmer eingehalten werden. Bei sinkendem Produktabsatz und unverändertem Produktionsausstoß steigen in der Folge die Warenbestände. Das bindet nicht nur in erheblichem Maße Kapital, sondern birgt auch ein Abschreibungsrisiko für den alternden Warenbestand. Die Anpassung der Produktion auf geringere Absatzmengen kann wiederum zu Leerstandskosten der vorgehaltenen Maschinen und Anlagen führen.

Krisenanzeichen im Beschaffungsmarkt

Starten Sie mit einem Blick in ihre Ordner mit offenen Rechnungen. Finden Sie dort Mahnungen von Lieferanten und Geschäftspartnern? Oder vielleicht sogar schon Mahnbescheide oder Pfändungsbeschlüsse?
Dies sind offensichtliche Anzeichen in Hülle und Fülle für eine schon weiter fortgeschrittene Krise! Vorgelagert können Sie bereits aus dem Verhalten der Lieferanten Krisenanzeichen ableiten: Hat Ihr Lieferant die Zahlungsziele reduziert oder liefert nur noch gegen Vorkasse? Droht ein Lieferant oder Kreditversicherer mit der Kürzung der Kreditlinie? Dies sind deutliche Krisenanzeichen im Bereich Finanzierung, die aber zumeist nicht aus heiterem Himmel kommen.

Krisenanzeichen rund um das Thema Finanzierung

Der Kontokorrentrahmen des Unternehmens bei der Hausbank war bisher immer ausreichend. Nun treten vereinzelt Kontoüberziehungen auf - erste leichte Krisenanzeichen. Kritisch wird es, wenn diese Überziehungen zur Regel werden. Die Bank intensiviert in solchen Fällen die Beobachtung des Unternehmens und fordert in einem ersten Schritt detailliertere Informationen zur Geschäftsentwicklung ein. Wird eine Rückzahlung der ausstehenden Kreditforderungen durch die Bank schließlich als nur noch bedingt realistisch eingeschätzt, erfolgt die bankinterne Abgabe der Betreuung an eine Spezialkreditabteilung. Es werden zusätzliche Kreditsicherheiten gefordert. Dingliche Sicherheiten wie Grundbuch Bestellungen oder persönliche Sicherheiten, zum Beispiel Bürgschaften, sind üblich. Werden Kreditlinien bereits gekürzt oder fällig gestellt, kann von Krisenanzeichen keine Rede mehr sein, dann ist die Krise nicht mehr zu leugnen.

Krisenanzeichen im Personalbereich

Krisenanzeichen im Personalbereich werden gerne übersehen oder nicht ursächlich dem Unternehmen zugeordnet. Dabei gibt es auch hier klare Krisenanzeichen, die ernst genommen werden müssen. Langjährige Mitarbeiter oder besondere Leistungsträger verlassen das Unternehmen. Jeder ist zwar grundsätzlich ersetzbar, aber in der Masse eben nicht so einfach. Die Neubesetzung wird in einer schwierigen Unternehmenssituation auch schwieriger, da die Attraktivität als Arbeitgeber sinkt. Gute Bewerber müssen in der Folge teuer rekrutiert, also überdurchschnittlich bezahlt werden. Auch ein Blick auf den Krankenstand kann aufschlussreich sein. Sind die Fehlzeiten über die letzten Monate stetig gestiegen, können auch das Krisenanzeichen sein.

Manchmal können sich die Krisenanzeichen so deutlich abzeichnen, wie sie wollen, der Unternehmer sieht sie nicht oder will sie nicht sehen. Dieses Risiko der „Betriebsblindheit“ oder „Schönrederei“ gibt es immer. Nicht nur in diesen Fällen ist es gut, wenn jemand unabhängiges einen Blick auf die verschiedenen Unternehmensbereiche wirft und auch unangenehme Wahrheiten ausspricht. Dafür sind gute Unternehmensberater da. Und dieses Geld ist dann auch meistens gut angelegt. Und Sie brauchen keine Sorge zu haben, die Kontrolle über Ihr Unternehmen zu verlieren. Welche Maßnahmen Sie letztlich von den Empfehlungen des Beraters umsetzen wollen, bleibt ausschließlich Ihnen vorbehalten!

Bisher erschienen rund um das Thema Unternehmenskrise:

Teil 1: Krisenphasen

Teil 2: Krisenursachen

(Fotos: © ClipArt | © Daniela Schulte)

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