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Erfolgsfaktoren in Unternehmen – Ohne Liquidität geht nichts!

Teil 2: Liquiditätsmanagement

Im Verlauf unserer Beratungstätigkeit konnten wir eine Reihe von Faktoren identifizieren, die branchenunabhängig die Entwicklung eines Unternehmens maßgeblich beeinflussen. Wenn Unternehmer sich auf diese „Stellschrauben“ konzentrieren, schaffen sie eine gute Grundlage für ihren geschäftlichen Erfolg. In dieser kleinen Serie befassen wir uns näher mit diesen eminent wichtigen Faktoren. Ein professionelles, belastbares Liquiditätsmanagement hat in diesem Kontext als Erfolgsfaktor eine besondere Bedeutung.

„Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ wünscht man sich in der Seeschifffahrt, denn ohne diese Handbreit läuft das Schiff auf Grund, und der Untergang droht. Eine vergleichbare Bedeutung hat die Liquiditätsausstattung für ein Unternehmen. Ohne eine ausreichende Liquidität ist eine aktive Unternehmensführung und -entwicklung nicht (mehr) möglich. Können sogar Rechnungen wichtiger Lieferanten nur noch schleppend bezahlt werden, besteht die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit und damit letztlich der Insolvenz. „Immer ein paar Euro auf dem Konto“, müsste man sich daher eigentlich in Unternehmerkreisen wünschen. Dennoch schenken viele Unternehmen der Liquiditätsausstattung, die sich vielfach im Kontosaldo bei der Hausbank widerspiegelt, zu wenig vorausschauende Aufmerksamkeit. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen lassen sich zu oft überraschen, was am Monatsende oder einem Projektabschluss „übriggeblieben“ ist.

Warum das so ist, hat mir einmal Hans L., der Gründer und Vorstandschef einer großen Unternehmensgruppe erklärt: „Früher habe ich mich nur auf die Produktpalette und die Akquisition neuer Kunden konzentriert; zufriedene Kunden und neue Aufträge waren das wichtigste für mich. Der Erfolg wird sich daraus automatisch ableiten, habe ich gedacht. Das ging solange, bis mir die Bank den Kredit gekündigt hat. Ich stand kurz vor der Insolvenz. Mir stand keine Liquidität mehr zur Verfügung.“

Hans L. nutzte die Krise als Chance: er analysierte die Ursachen für die Fehlentwicklung im Unternehmen und führte nach intensiven Gesprächen mit den Kaptalgebern – vor allem der Hausbank – ein detailliertes Liquiditätsmanagement ein. „Damals habe ich mir vorgenommen, den Fokus viel stärker auf den Cash Flow meines Unternehmens zu legen und die Abhängigkeit von externen Kapitalgebern deutlich zu reduzieren. Das hat geklappt – nach einer intensiven Phase, die letztlich aber länger gedauert hat als erwartet“.

Aber was kann man tun, um die Liquiditätsausstattung bzw. den Cash Flow des Unternehmens zu verbessern?

Zunächst ist es wichtig, die wichtigsten Einflussfaktoren für die verfügbare Liquidität im Unternehmen - die sich zumeist im Bankkontostand widerspiegelt - genau zu analysieren und entsprechende Kennzahlen für das eigene Unternehmen festzulegen, die diese Einflussfaktoren abbilden. Die Kennzahlen sollten Teil der laufenden, zum Teil täglichen Finanzberichte sein bzw. werden. So können Sie Fehlentwicklungen durch Abweichungen von vorher definierten Zielwerten frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten.

Wichtige Einflussfaktoren und daraus abgeleitete Kennzahlen sind:

  1. Zeit in Tagen, bis Rechnungen durch Ihre Kunden im Durchschnitt beglichen werden. Dies sind die Debitorenlaufzeit und ihre Entwicklung im Zeitablauf. Eine zeitnahe Zahlung der Kunden beeinflusst die Liquiditätsausstattung entsprechend positiv. Wissen Sie auf Anhieb, wie lange Ihre Kunden für die Zahlung der Rechnungen benötigen? Hat sich diese Zeitspanne im letzten Jahr verändert?
  2. Zeit in Tagen, nach denen Sie im Durchschnitt eingegangene Rechnungen bezahlen. Dies bezeichnet die Kreditorenlaufzeit. Eine verzögerte Zahlung schafft Liquiditätsspielräume.
  3. Höhe des Warenbestandes und die Zeit in Tagen, bis der gesamte zu einem Stichtag bestehende Warenbestand veräußert ist. Dies bezeichnet den Warenumschlag. Auch hier ist die Entwicklung im Zeitablauf aufschlussreich. Eine zügige Veräußerung des Warenbestandes setzt Kapital frei und vergrößert den Liquiditätsspielraum. Ein schleppender Verkauf der gelagerten Waren bindet nicht nur Kapital, sondern vergrößert auch das Risiko von einem altersbedingtem Abschreibungsbedarf, da veraltete Ware zumeist nur noch zu einem reduzierten Preis am Markt veräußert werden kann.

Um den Liquiditätsspielraum im Unternehmen auf Basis der genannten operativen Einflussfaktoren zu erhöhen können verschiedene Stellhebel genutzt werden:

  • Optimierung Forderungsmanagement: Überwachen Sie laufend den Zahlungseingang und mahnen Sie konsequent, wenn Zahlungsziele von Kunden überschritten werden. Dies kann auch die Einleitung eines gerichtlichen Mahnverfahrens erfordern. Die Vereinbarung von Anzahlungen kann die Liquiditätssituation ebenfalls verbessern. Gleiches gilt für das Angebot von SkontiNachlässen bei frühzeitiger Zahlung. Sind Sie auf eine schnelle Kundenzahlung und die damit verbundene Liquidität angewiesen, so lohnt auch die Prüfung von Factoring als Finanzierungsinstrument. Die beiden letztgenannten Maßnahmen gehen allerdings gleichzeitig zu Lasten des Gewinns. Aber ein Abwägen zwischen Liquidität und Profitabilität ist bei den meisten Maßnahmen zur kurzfristigen Verbesserung der Liquiditätssituation erforderlich.
  • Optimierung Zahlungsverhalten: Wenn es die Liquidität zulässt, sollten Sie offene Rechnungen im Rahmen vereinbarter Zahlungsziele unter Ausnutzung möglicher Skontovorteile frühzeitig begleichen. Bei einer kritischen Liquiditätssituation sollten wichtige Lieferanten zuerst bezahlt werden, um das Risiko von Belieferungsausfällen zu vermeiden. Bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen lassen sich häufig auch verlängerte Zahlungsziele mit den Lieferanten vereinbaren.
  • Verbesserung der Einkaufskonditionen: Im Einkauf liegt der Gewinn. Diese Weisheit stimmt auch heute noch. Vor allem Lieferanten, mit denen das Unternehmen schon länger zusammenarbeitet, sind häufig bereit, sich auf Neuverhandlungen der Preise einzulassen. Diese Chancen sollten Sie regelmäßig prüfen und verhandeln.
  • Optimierung der Planung des Warenbestands: Der Warenbestand ist eine der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Liquidität eines Unternehmens. Daher sollten Sie den Einkauf möglichst genau auf Ihren tatsächlichen Bedarf abstellen und das Produkt/Warenlager möglichst geringhalten. Ein Warenlager bindet Kapital und erfordert häufig (teure) Lagerflächen. Dennoch ist es in vielen Branchen erforderlich, um Leistungen kurzfristig erbringen zu können. Gerade bei zyklischen bzw. trendorientierten (Mode-)Produkten ist die richtige Einkaufspolitik entscheidend, um hohe Altwarenbestände zu vermeiden. Nicht umsonst gibt es mittlerweile IT-Anbieter mit verschiedene Softwarelösungen, mit deren Hilfe sich auf Basis von Algorithmen der Wareneinkauf optimieren lassen soll.

Neben diesen operativen Maßnahmen zur Verbesserung der Liquiditätssituation „aus dem laufenden Geschäftsbetrieb heraus“, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, kann es für Unternehmen auch aus strategischen Überlegungen heraus erforderlich bzw. sinnvoll sein, Liquidität freizusetzen. Hier ist die Bandbreite möglicher Alternativen sehr weit, Maßnahmen reichen vom Verkauf nicht betriebsnotwendiger Unternehmensteile bis zur Aufnahme eines Investors, der das Eigenkapital durch Zuführung von Liquidität stärkt. Spätestens bei diesen Schritten empfiehlt es sich, Experten hinzuzuziehen und fachkundige Beratung einzuholen.

(Fotos: © Shutterstock | © Daniela Schulte)

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